Dienstag, 8. September 2015

Alfter Stadtbahn / Alanus Hochschule

Meine völlige Kapitulation vor dem Gefühl der Selbstverständlichkeit, mit dem du Tag für Tag bis abends schläfst, dann in der Küche, vier Tassen Milchkaffee mit widerwärtig viel Zucker darin trinkend, ein Paket Toastbrot isst, um dich anschließend, in Trainingshose und Plastikjacke, auf den Weg durch den Regen, vor das Gartentor, auf die löchrige Straße zu machen, da dein Dealer im Haus gegenüber wohnt; wie du dabei noch kurz an der Stelle im Garten, direkt vor dem Küchenfenster, stehen bleibst und dich für eine, sich unangenehm in mein Gehirn einbrennende Sekunde, zögerlich oder hektisch, mit irrem Blick zu mir umdrehst und durch mich hindurchschauend ins Nichts lächelst; mit dem traurigen, leeren Lächeln eines gebrochenen Fremden.
Dem gegenüber steht das Gefühl des absoluten leben-wollens, mit dem ich früh nachts in dem viel zu heißen Badewannenwasser liege und inmitten des kaum durchdringbaren Nebels, gierig Liter für Liter kaltes klares Wasser aus dem Hahn sauge, dabei den Mund kaum lösen kann, für eine Sekunde mit dem Metall verschmelze, mich danach überhastet aufrichte, nackt und verwirrt im Badezimmer herumstehe, nass von Schweiß und Wasser, die rechte Gesichtshälfte kurz widerwillig, dann wie getrieben, gegen die eiskalten Wandfliesen presse, den Kopf vorsichtig unter dem nach innen geöffneten Fenster hindurchschiebe, um nach draußen blickend, die unbeschmutzte Kleinstadtnachtluft einzusaugen und für Gott weiß wie lange ins stille Schwarz der Nacht zu starren.
Wir beide kommen auf keinen grünen Zweig mehr - du, mit deinem gedankenlos in Richtung Ende Treiben - ich, mit meinem offen klaffendem Drang nach mehr - nicht in diesem Leben.