Dienstag, 30. Dezember 2014

Kurze Bestandsaufnahme I

Asphalt zieht unter dem Schweinwerferlicht vorbei
Schneeflocken landen langsam auf der Frontscheibe
und am Horizont flackern dunkelrot die Industrieschornsteine

Selbstentfremdung

Soll das also alles sein, was mir noch bleibt?
Einen Weg ins Ungewisse zu nehmen,
den ich schon lange nicht mehr sehen kann,
um dann, eventuell, an ein Ziel zu kommen,
von dem ich doch weiß, dass ich nicht dort sein will?

Montag, 22. Dezember 2014

Die Wochenenden werden auch immer länger

Der Glaube
an die Kraft zu schwimmen
schwindet
und so treibe ich dahin
ins Ungewisse

Sonntag, 21. Dezember 2014

Die alte Leier

Weil ich auf Liebe immer noch nicht klarkomme,
rolle ich weiter Scheine,
verdränge jeden Gedanken an dich
mit Hilfe der weißen Steine.

Ziehe, anstatt Gefühle zuzulassen, nachts durch die Stadt,
trinke zu viel Schnaps, bleibe tagelang dann wach;
krieche wieder und wieder völlig verstört nach Hause,
denke mir seit locker vier Jahren:
Junge, was du brauchst, ist 'ne Pause.

Montag, 17. November 2014

Prometheus

Ich schreie, ich tobe, ich kämpfe,
doch kriege sie einfach nicht klein:
die verfluchte Rose in meiner Brust.

Ich trinke literweise Gift in dunklen Ecken,
doch schaffe ich es nicht, ihr Strahlen zu verdecken.
Es macht mich krank, es zehrt mich aus, es hält mich wach;
vergiftet den gereizten Verstand
doch in einem Raum voller Spiegel,
kann man sich nicht verstecken.
Sie pumpt rotes Blut durch meine Venen,
treibt mich hektisch an, nicht sinnlos zu vergehen,
und lässt die Lunge tiefe Züge Nachtluft nehmen.

Und wenn ich wie im Wahn
an ihren Blüten zerre und reiße,
bohren sich ihre schwarzen Dornen
tief in mein weißes Fleisch
und lassen mich fühlen, dass ich noch Mensch bin.
Selbst wenn ich, vollkommen erschöpft und zerschunden,
blutüberströmt in Siegesgeheul verfalle,
in den Händen, ein einzelner, abgebrochener Stachel,
sprießen zehn neue nach; die Hydra in mir.

Ich schieße Blitze, konserviere mich selbst,
lasse mir lachend Säure in die Augen laufen;
doch steht sie unversehrt noch da
leuchtet grell und klar;
verjagt die Nacht aus meinem Herzen,
lässt nicht zu, dass ich erblinde,
und lindert ungefragt die Schmerzen.

Egal wie sehr ich es auch wünsche,
mich flehend, kreischend, krampfend auf dem Boden winde,
so weiß ich doch, durch sie, was richtig ist,
kann nicht aufhören Gutes zu wollen,
die Menschen, die mich kennen, zu lieben.
 
Ich reiße Löcher in die Welt,
verbrenne dabei langsam selbst,
kann mich nicht zwingen zu vergessen,
kann nicht aufhören zu bereuen;
eine Schneise aus Zerstörung
verfolgt mich nachts
in wirren Träumen.

Ich hab' mit aller Kraft versucht ein schlechter Mensch zu sein,
doch kriege ich sie einfach nicht klein:
die verfluchte Rose in meiner Brust.

Sonntag, 9. November 2014

Upps

Eben beim Duschen
habe ich darüber nachgedacht,
mich mal bei meinem Großvater zu melden,
aber ich glaube,
der hat in seiner Urne,
so zwei, drei Meter unter der Erde,
vermutlich recht schlechten Empfang.

Hallo Reue,
lange nicht gesehen;
Du siehst noch
genauso wunderschön aus
wie ich Dich in Erinnerung hatte.

Dienstag, 4. November 2014

Winterschlaf

Man sollte sich einfach
eine Höhle bauen
mit vielen Decken und vielen Kissen
und sich darin einkugeln
und für immer die Augen schließen
oder zumindest so lange
bis die Dinge vor dem Fenster
wieder ein kleines bisschen
besser aussehen.

Ach, fuck

Mir geht es momentan nicht schlecht genug,
um wirklich abhängig von Dir  zu sein
und immer noch viel zu gut,
um glaubhaftes Interesse an all Deinen
belanglosen Geschichten zu heucheln.

Regenwolken kleben seit Wochen am Himmel fest,
und meine ausgebleichten Augen starren trüb ins Leere.
Mein Körper schiebt sich wie mechanisch
durch das graue Nebelmeer
das nach und nach
die ganze Stadt verschluckt.

Du langweilst mich
auf eine so ekelhaft abstoßende Art und Weise,
dass ich mir nicht mal mehr die Mühe mache,
mir selbst einzureden, ich bräuchte Dich,
um irgendwie klarzukommen.

Jetzt gerade
bin ich vollkommen allein
und höre nichts als die ewige Stille,
die meinem verdrehten Kopf
die ungefähre Richtung weist.

Der Kreislauf fährt langsam runter
und ob ich will oder nicht,
die lahm werdenden Gliedmaßen
lassen mich deutlich spüren,
dass ich bald schon
sehr tief schlafen werde.

November

Der Weg der Besserung
ist immer noch kein Zuckerschlecken;
ich verlass im Dunkeln das Haus
und komm im Dunkeln zurück;
stehe nachts, mit blau gefrorenen Füßen
auf dem nassen Asphalt
und rede mir verzweifelt ein
ich sei bald schon wieder ganz der Alte.
Belüge mich selbst.
Bald bin ich wieder ganz ich selbst.
Bald.

Freitag, 10. Oktober 2014

Vollmond

Die grotesk kreisrunde Glühbirne, einer überdimensionalen am Himmel hängenden Taschenlampe, taucht alles in meinem Sichtfeld in ein abartig klares Licht, sodass ich den nächtlich kalten Herbstwind nicht bloß durch das rhythmische Klirren der im Dunkeln verborgenen Metallstangen hören kann, sondern sogar den wirren Walzer wahrnehme, den er den dunkelgrünen Grashalmen der Hofgartenwiese dirigiert.

Es ist beunruhigend, um diese Uhrzeit noch so viel von der Welt sehen zu müssen, und auch, wenn es mich traurig macht, den sonst so vertrauten Anblick der Stadt bei Nacht, durch grelle Lichtfetzen beinahe bis zur Unkenntlichkeit entstellt ertragen zu müssen, genieße ich den seltsam klar pulsierenden Geruch, der wirklich nur in herbstlichen Vollmondnächten wie dieser in der Luft liegt.

Samstag, 4. Oktober 2014

Achso

In Wahrheit sind wir doch alle
bloß auf der Suche
nach dem richtigen Käfig

Nächste Haltestelle: Stadthaus. Next Stop: City Hall

Heute Nacht ist eine gelblich weiße Zitronenscheibe an den unsichtbaren Glasrand des tiefschwarzen Himmels gesteckt, und gierig saugt mein dehydrierter Körper das kalte Bier die trockene Kehle hinunter, in den zersetzen Magen hinein, während mein matschiges Gehirn sich über die inflationäre Verwendung von beschreibenden Adjektiven amüsiert, als sei das wirklich notwendig, um einen halbwegs vernünftigen Text zu verfassen.
Und während diese wertlosen Gedankenfetzen so durch mein Hirn hetzen, zerreißt es mir beinahe das Herz, wie rücksichtslos der grell strahlende Bahnwaggon den dichten Schleier der Nacht zerschneidet, als er sich ratternd die Schienen entlang schiebt.
Das stöhnende Pumpen und Kreischen der elektrischen Türen zerrt mich wieder und wieder aus meinem seligen Fieberhalbschlaf zurück auf das viel zu harte, geschmacklos grün gemusterte Polster des Viersitzers auf dem ich liege, und lässt mich die Mutter des Architekten, der diese konstruierte, aufs Übelste verfluchen.

Sentimentaler Dreizeiler

Viel zu große Teile meiner Persönlichkeit in dir hinterlassen,
als dass ich noch ansatzweise als autonomes Individuum existieren könnte,
und heimlich hoffe ich, du hälst sie wenigstens in Ehren.

Donnerstag, 25. September 2014

Und ich leb mein Leben in etwa so begeistert als wär's mein Nebenjob.

Wie es scheint, zähl ich noch immer zu den ewig durchen Taugenichtsen,
versuch so gut es geht, die viel zu lange Zeit hier abzusitzen.
Und wird mir, wie jetzt, das Menschsein zu viel, dann schieß ich mich ins All,
auf ein verzerrtes, krankes Lächeln, folgt dann der tagelange Fall.
Wenn ich schon nicht den leeren Kopf oben halten kann, dann wenigstens den Pegel,
bin Nacht für Nacht unterwegs in Richtung Nirgendwo, setze zerfetzte Segel.

Mittwoch, 24. September 2014

Samstagnachmittag

Ich liege bäuchlings auf meinem Bett, das von einem schwarzen Holzrand umgeben ist, der mehr und mehr zu einem mich einschließenden Labyrinth aus leeren Flaschen mutiert, und drehe mir eine lächerlich schmale Zigarette, aus den beklagenswert wenigen Tabakkrümeln, die die vergangene Nacht überlebt haben.
Unangenehm silbergrau kriecht das Herbstlicht langsam durch die zugezogenen Vorhänge in mein Zimmer und legt sich stöhnend über Wände, Bilder und Möbel.
Alles wirkt seltsam unbewohnt, die Bilder hängen verwahrlost von den Wänden, der Bürostuhl steht nutzlos in der Mitte des Raumes herum und Staub sammelt sich geräuschlos auf dem Holzboden.
Ich liege regungslos da, lasse die Dinge ihren Lauf nehmen und fühle mich wie mein eigener Geist.

Freitag, 19. September 2014

Spätsommer

Ich beobachte durch das verschmierte Fensterglas hindurch gelangweilt, wie eine Ereignislosigkeit die andere durch den Vorgarten jagt, letztendlich doch die Lust verliert und sich erschöpft auf die von der Septembersonne aufgewärmte Wiese fallen lässt.

Die alt gewordene Katze schaut langsam und verschlafen hinterher,
reißt ihr Maul so weit es geht zu einem herzzerreißenden Gähnen auf
dreht sich dann desinteressiert im Schatten der Bäume um und schläft wieder ein.

Am Himmel ziehen ein paar Grüppchen in Formation fliegender Vögel in Richtung Süden
lachen uns, die hier unten am Boden festklebend den Winter erwarten, kreischend aus
und verschwinden letztlich als schwarze Punkte am Horizont.

Der von Krebs zerfressene, uralte Nachbar – nur noch Haut und Knochen – sitzt auf seinem elektrischen Rasenmäher, hebt träge seine Hand zum Gruß, lächelt durch den Schatten seines großen Anglerhuts hindurch müde in meine Richtung und dreht weiter seine Runden ums Haus.

Und irgendwie scheint die Zeit eingefroren
tropft kaum merklich in Richtung Zukunft
und überlässt mich schutzlos der Leere.

Mittwoch, 10. September 2014

Gesprächsfetzen

Meine Heimatstadt liegt schweigend im Dreck
schält sich behäbig aus ihrer verwesenden Haut
und streift langsam die Vergangenheit ab.

Und auch die Bewohner tun es ihr gleich
fällen die trauernden Bäume des Waldes
und schnitzen sich aus ihrem morschen Holz neue Masken.

Wenn ich jetzt die Orte meiner Jugend besuche
stehe ich apathisch am Wegrand
und in meinen Augen spiegelt sich keine Schönheit mehr.

Das Einzige, was ich dort sehe
ist die klaffende Wunde, die die Zeit im Vorbeiziehen
in die Herzen all derer reißt, die einst liebten.

Da steh ich nun ich armer Tor

Der Pyrrhussieg über Traumtanz und Absturz lässt mich in eine Welt zurückstolpern,
deren Sinnlosigkeit ich schon damals nicht verstand.
Verwirrt verwachse ich mit dem grünen Gras der Wiese,
starre unverwandt in den synthetisch blauen Himmel,
dessen Geheimnis sich mir auch diesen Sommer nicht erschließt.

Über meinem Kopf das alte Damoklesschwert,
an teerschwarzen Schatten hängend, die noch den goldensten Sonnenaufgang gierig verschlucken,
begleitet vom Dilemma des Misanthropen: Einsamkeit und Ekel nicht ertragen zu können
und wieder und wieder in die verhasste Gesellschaft der Verdorbenen flüchten zu müssen,
die auf ewig ihre Runden im Rattenkäfig drehen.

Samstag, 6. September 2014

September

Zwei Bier, eine Flasche Sekt und plötzlich platzt der Knoten.
All die wirren Worte
die sich so lange im Kopf anstauten
platzen in einem bunten Schwall aufs Papier.
Ich sitze immer noch
im selben Zimmer
und schreibe
als hinge mein Leben davon ab.
Schreibe und schreibe und schreibe
bis die Sonne aufgeht
und ich erschöpft einschlafe.

Kleine Pause

Wenn der altbekannte Wahnsinn
flammend grüßt
streife ich die dicke Jacke über
und flüchte vor die Tür.
Am Nachthimmel steht der Mond
fett und vollgefressen
verborgen hinter wabernden Tim Burton Wolken.
Der Schnaps in der Innentasche
lässt mich den Irrsinn des Tages
langsam vergessen
und irgendwie bin ich zufrieden und dankbar
für all die Jahre
die im Hinterkopf
den wirren alten Walzer tanzen.
Ich habe keine Ahnung, wo mich dieses Leben hinzieht
lasse mich wehrlos treiben
lache ein bisschen
und schließe die Augen.

Freitag, 5. September 2014

Ein kleiner Appell

Als ich letztens, nach sehr langer Zeit
wieder eine Nacht im Club verbrachte,
dachte ich darüber nach, was für widerlich in unseren Gehirnen
metastasierende Geschwüre Selbstbezogenheit und
Leistungsdenken doch sind.

Es ist anmaßend, sich der löchrigen Lüge der
Selbstsicherheit hinzugeben –
wie das Kind, das in der Ebbe die größte Sandburg
baut, um anschließend dem Meer auf ewig
den Rücken zuzukehren,
damit es weiter in dem Glauben an die Beständigkeit
seines Meisterwerks verharren kann.

Wir sind ein wirres Märchen, wieder und wieder erzählt
von überforderten Neuronen, die apathisch vor sich
hinmurmelnd ihr Dasein fristen, um nicht endgültig
dem flammenden Wahnsinn zu verfallen.

Montag, 1. September 2014

Sucht

Hinter der an meinem Gesicht festgewachsenen
grotesken Clownsmaske
verbirgt sich ein einsames Land
aus verbrannter Erde.

Schwärme von schwarzen Raben
verdecken die Sonne
und die ewige Nacht
vergiftet mein Herz.

Alles was bleibt
sind die verlogenen Fieberträume
in denen sich mein goldener Käfig
einen Spalt weit öffnet.

Ich würde so gerne fliehen
doch die Ketten sind schwer.
Es tut mir unendlich leid.

Samstag, 2. August 2014

Meine kleine Eisprinzessin

Ohne den leisesten Hauch einer Vorwarnung
stehst Du plötzlich da
im undurchsichtigen Halbdunkel des Waldesrands
trägst wie immer Dein wunderschönes Winterkleid
und lächelst mich verstohlen
mit den pechschwarzen Rehaugen an
in denen sich Nacht für Nacht der weiße Vollmond spiegelt

Und ich versinke langsam in verworrenen Fieberträumen
merke nur noch beiläufig
wie mein verzweifeltes Gehirn nervöse Fluchtsignale
an die beiden bleichen Knöchel sendet
die doch längst im Schnee versunken sind.

Wie wunderschön es wäre
Dich noch ein aller letztes Mal zu halten
denke ich mir
während ich mit gesenktem Blick nach hause schleiche.
Ich flehe Dich an
bitte lass mich endlich gehen.

Mittwoch, 23. Juli 2014

Fallen Summer

Der halbherzige Versuch meine Kleinstadtpsychose
in billigem Wein zu ertränken
scheitert an den schlaflosen Sommernächten
die mich ruhelos rotieren lassen.

Unter Bergen aus Synapsenscherben
ächzt verloren geglaubte Unschuld
windet sich hilflos hin und her
wächst fest an blutroten Spinnenfäden.

Die aufgehende Sonnenkugel brennt mir
durch die löchrigen Vorhänge hindurch
bittere Zukunftsvisionen in die überreizte Netzhaut
und mein schweißdurchnässtes Gesicht
verschmilzt dankbar mit dem nachtschwarzen Bettlaken.

Sonntag, 6. Juli 2014

Cousine des Todes

Das Einzige, was ich noch fühle, ist abartige Müdigkeit
ich schwanke von Tag zu Tag
mit krummem Rücken und zusammengekniffenen Augen
durch eine schwarzgraue Welt
in der ich alles nur noch verschwommen wahrnehme. 
Eine Welt die längst schon ihren Sinn verlor
und deren Inhalt sich mit leisem Zischen in schwarzen Rauch auflöst
der mir die Sicht versperrt und mir den Atem nimmt.

Vor dem Fenster strahlen schlecht gemalte Sommerbilder
während ich nach und nach, hilflos um mich schlagend
geräuschlos schreiend, an meinem Bett festwachse
und unverwandt die Wand anstarre

Ich glaube, ich verstehe das alles nicht mehr
und das einzige, was ich noch tun kann
ist euch bitter lächelnd zuzuwinken
während ich langsam aber sicher immer und immer weiter
in diesem zähen Meer aus farblosen Gedanken hinaustreibe.
Es war schön mit euch.
Viel Spaß noch.

Unterwegs

Und jetzt liege ich hier zusammengekauert in diesem wackeligen Hochbett.
Fühlt sich ein bisschen an wie Einsamkeit, wie Trauer oder einfach wie Wut.
Die Anderen sitzen lachend im Gemeinschaftsraum und feiern die letzten Jahre ihrer Jugend.
Mein Magen brennt höllisch, die zwei Flaschen Wein habe ich definitiv zu schnell getrunken.
Widerwärtig sentimentale Gedanken an früher verfolgen mich
schubweise verliere ich den Boden unter den Füßen
kenne das alte Spiel doch seit so vielen Jahren
und trotzdem dreht sich alles um mich herum
schneller, immer schneller.
Die Vorhänge sind zugezogen.
Es fühlt sich seltsam an so allein in einem Zimmer mit so viele Betten zu sein
Der ganze Raum zieht sich in mir zusammen.
Das Bettgestell ächzt, die obere Matratze biegt sich mir entgegen.
Ich laufe panisch weg
und bleibe doch still liegen.
Staubkörner fliegen stumm umher
weichen den paar wenigen Lichtstrahlen aus
die sich langsam durch das Zimmer ziehen.
Es kommt mir vor, als zögen mit jedem Augenschließen
die Jahre ungebremst an mir vorbei.

Samstag, 14. Juni 2014

Röhr Röhr!

Wenn ich kurz vor Ladenschluss aus dem Haus schleiche
und mich dann, nicht wie früher in Richtung Nachtclub bewege
sondern stattdessen den nächstgelegenen Supermarkt anvisiere
nur um dann dort mit zitternden Armen an der Kasse zu stehen
und sehnsüchtig dem nächsten Rendezvous
mit dem dunkelgrünen Hirsch entgegenzufiebern
dann frage ich mich:
Was hat sich schon wirklich geändert?

Mittwoch, 11. Juni 2014

Titel

Erst war ich blind, dann geteilt, danach frei.
Ich sank auf die Knie und sprach zu mir selbst:

Mein Leid gibt mir kein Recht,
es ist nichts als die giftige Chance
den inneren Berg zu erklimmen,
auf dessen einsamem Gipfel
ein rollender Stein mich erwartet –
Motor der Seele.

Und auch meine Trauer gibt mir kein Recht,
denn sie ist nichts als die eiskalte Dusche
nach schlaflosen Sommernächten:
ein winziger Tropfen Ästhetik
im ewigen Meer des Seins.

Dienstag, 10. Juni 2014

Kleinstadtjuni

Die Sommerhitze lässt mein Hirn stillstehen
und am Straßenrand verwesen Tierkadaver
ein alter Mann in kurzen Hosen
fährt auf seinem klapprigen Fahrrad
langsam die Straße entlang
vereinzelte Wolken
schieben sich gequält
am schweigenden Himmel vorbei
und in den Ästen der verdorrten Bäume
hängen stumm die Glockenspiele
die Küchenuhr tickt  vor sich hin
Bettlaken saugen sich schweißnass
Kopfschmerzen pochen dumpf im Hintergrund
und dunkle Flecken erschlagener Mücken
zieren die weiße Tapete
ein paar Jugendliche
steigen nervös über den Freibadzaun
und die Stadt liegt da wie tot.

Freitag, 30. Mai 2014

Der Rausch

Eine verzerrte kleine Welt
inmitten einer verschneiten Schneekugel
gut verborgen unter dunklen Tüchern
jenseits aller Orte
ohne Raum und ohne Zeit

Verschlungene Pfade münden
an vergoldeten Toren
groß in Richtung Himmel ragend
aufgebaut vor prächtigen Hallen
in denen reich verzierte Säulen
und Parkett bedeckt mit blutrotem Samt
den tiefen Wunsch erwecken
auf ewig zu verweilen

Seltsame Melodien betören den Geist
in unverständlichen Sprachen
übertönen zart gesummt
die ins Schloss fallende Tür
und alles versinkt
ganz leise
in fallendem Schnee

Ich werd auch nicht jünger

Der Sekundenzeiger
tickt ungehindert weiter
die Farbe im Gesicht
kehrt Stück für Stück zurück
dennoch zier'n dieselben dunklen Schatten
weiterhin meinen Blick

Und ich hebe mein Glas Wein
auf all die Freunde, die mein
Leben ein Stück begleiteten
bis es an der Zeit war zum Weitergeh'n

Glaubt mir ich vergess euch nicht
keinen unserer Momente
in Gedanken bin ich bei euch
von jetzt an bis zum Ende

Samstag, 24. Mai 2014

Luftschlossnotlandung

Gestern noch
glaubte ich
die Art und Weise
meiner Gedanken
verstanden zu haben.

Denn das Chaos ist von innen
wesentlich überschaubarer
als es nach außen hin erscheinen mag
und auch der Käfig in dem man sitzt
wird nicht dadurch größer
dass er aus Gold ist
selbst der dunkelbunt schimmernde Wahnsinn
hat in Wahrheit
weit weniger Charakter
als der süße Klang
seiner doppelzüngigen Versprechen
vermuten lässt.

Aber das alles sind Gedanken
die ich vielleicht besser für mich behalte
denn sonst verlieren all die aufgeblasenen Narzissten da draußen
ganz schnell den Boden unter den Füßen.
Genau wie ich.

Mittwoch, 7. Mai 2014

Sonntagsfrühstück

Der Frühlingsregen spült den Dreck von den Straßen
und das monotone Prasseln der Tropfen
auf den grauen Asphalt
führt mich langsam aber sicher aus einem tiefen Schlaf
zurück in die Realität.

Und wie ich so verwirrt meine blauen Augen aufschlage
und mehrmals unsicher blinzelnd
die weiße Zimmerdecke anstarre
ist mir, als wäre ich in letzter Sekunde
aus einem bizarren Traum entkommen
dessen schemenhafte Erinnerung
mit jedem Atemzug an Form verliert.

Die Fenster stehen sperrangelweit offen
klappern ungeduldig
angetrieben von rauschenden Windzügen
im Garten wiegen sich die grünen Grashalme sanft hin und her
und ich denke es, es ist an der Zeit aufzustehen.

Samstag, 12. April 2014

Von Allem zu viel

Er steht wie jeden Abend vollkommen erschöpft von der Arbeit an dem ewig gleichen Gleis des U-Bahnhofs und wartet auf die ratternde Blechdose, die ihn zurück in seine Heimatstadt transportieren soll. Auf Stirn und Rücken bilden sich im Sekundentakt Schweißperlen, die geräuschlos zu Boden tropfen und aus den verkrampften Händen treten dunkelblaue Adern hervor.
Plötzlich ist da dieser eiskalte Windhauch, der von hinten angeschlichen kommt und ihm sanft und ölig über Stirn, Nacken und Ohren streicht und unmissverständlich die Melodie von eintausend Blicken summt. Er schluckt nervös und der letzte Rest Speichel rinnt die verdorrte Kehle hinunter, während er seinen Kopf so sehr senkt, dass sein Kinn ihm fast auf die Brust schlägt. Als er die Augen schließt, sieht er einen rasenden Strudel aus gleißendem Licht, begleitet von einem lauten Knall, der ihm die Augen sofort wieder aufreißt. Der Versuch sich nicht zu bewegen kostet ihn den letzten Rest der längst verbrauchten Kraft.
Vorsichtig hebt er den Kopf und neigt ihn langsam zur Seite um einen Blick auf die Umgebung zu erhaschen. Das Bild, das sich dann seinen Augen bietet, ist ungeheuerlicher als alles, was er sich in seinem Fieber jemals hätte erträumen können: Hunderte gesenkter Häupter, die wortlos auf das stumpfe Leuchten ihrer Handydisplays starren. Niemand spricht und niemand blickt. Selbst sein die stille Szene zerreißendes wahnsinniges Lachen führt nicht zu einem einzigen verwunderten Blick.
Wir leben in einer wirklich schlechten Zeit für Paranoia.

Bauchschmerzen

Das Essen liegt schwer im Magen
und der Geschmack ist längst vergessen
einen Nachtisch gab es nicht
und als der Kellner mir plötzlich die endlose Rechnung bringt
und dabei zusieht, wie ich hilflos in der leeren Geldbörse krame,
sehe ich das hinterhältige Lächeln auf seinen Lippen.

Jetzt wasche ich mir hier in der Küche die Hände blutig
und kann mich nicht einmal mehr daran erinnern
wofür überhaupt.

Sonntag, 6. April 2014

Ich leb mein Leben einfach weiter, so als wär nichts

Dieser alles überschattende Moment
in dem ich kurz vergessen kann
dass ich die Kontrolle längst verloren habe
und stattdessen einfach nur staunend
die Sterne beobachte
die mir still und heimlich
den Weg nach Hause leuchten

Sonntag, 30. März 2014

As Always

Der bittersüße Beigeschmack
der Gewissheit
dass sich hier ja doch nichts ändert
wir wie gewohnt unsere Bahnen ziehen
unsere Runden drehen
und auf der immer gleichen Parkbank
der Sonne beim Aufgehen zusehen

Samstag, 29. März 2014

?

Ich hab keine Ahnung wie's dir geht
wo du gerade bist
und was du dort machst
alles, was ich weiß,
ist, dass ich mich selbst
irgendwo auf der Reise
von gestern nach morgen
verloren habe.

Urlaub/Abgrund

Es ist ungewohnt
nach so langer Zeit
wieder hier zu sein
in diesem leerstehenden Haus
dessen Wände ich einst so bunt bemalte
um die abbröckelnde Fassade zu überdecken
Die Fenster sind eingeschlagen
und die Heizung knackt
Wind heult durch alle Zimmer
begleitet einzig und allein von dem Echo
meiner wirren Selbstgespräche
die Tür ist verbarrikadiert
Im Keller verwesen die Leichen
und durch das löchrige Dach
tropft der Regen auf den morschen Holzboden
Im verwilderten Garten
liegen versteckt zwischen hohen Grashalmen
und wuchernden Brennnesseln
die verrosteten Trümmerteile der Luftschlösser
die wir uns, blauäugig wie wir damals waren,
an längst vergangenen Sommertagen
in den Himmel malten

Dienstag, 25. März 2014

Taub Stumm Blind

Das falsche Lächeln
aufgemalt in dunkelrot
blättert langsam ab.
 Feine Risse
durchzieh'n das Porzellangesicht
und schneeweiße Splitter
brechen aus Mundwinkeln.
Der Blick in den Spiegel
zeigt statt dem sonst so blauen Meer
bloß zwei schwarze Löcher
aus denen dickflüssig und zäh
dunkler Schlamm hinunterläuft.

Er legt den Kopf in den Nacken
und blickt
durch die Löcher in der Zimmerdecke hindurch
in Richtung Himmel
und dort oben wabern dunkle Wolken
und wilde Stürme peitschen
zwischen zuckenden Blitzen
und kreisenden Raben umher.

Diese eklige Lügenwelt
ist gebaut auf verbrannter Erde
hier ist ewig kein Leben mehr
war in Wahrheit niemals da
nichts als der gelangweilte Tod
der zu seiner Unterhaltung
mit knochigen Fingern die Fäden zieht
die uns Puppen tanzen lassen.

Sonntag, 23. März 2014

Grinsekatze (zweiter Teil)

Sie lacht über Panikatacken
und Drogensüchte, über zerbrechende Spiegel
und Schnittwunden. Sie lacht über Technoclubs, Kinderpornos,
scheiternde Revolutionen
und Psychosen. Sie lacht über Rasierklingen
über rotes Badewasser über Schlaftabletten und
offene Fenster im zehnten Stock

Und während ich hier so langgehe
mich alle paar Sekunden nervös umdrehe
habe ich dieses beißende Lachen im Ohr
bei dem sich meine Nackenhaare aufstellen.
Aber irgendein Teil, ganz tief in mir - der lacht mit ihr.

58 Stunden

Die Metallschnallen des Armeerucksacks klimpern leise
mit jedem weiteren Schritt
den ich durch die schmale Schneise
zwischen Weisheit und Wahnsinn schreite
die sich jeden Sonntag
für ein paar Augenblicke auftut

Freitag, 21. März 2014

Winter Frühling Sommer Herbst

Hallo lieber Frühling
schön dass du da bist
nur irgendwie ist das
dem Dämon in meinem Kopf
vollkommen egal
der lacht bloß hämisch
rollt meine kindliche Freude zu 'nem Schein
krallt seine kalten Fingernägel tief in mein Hirn
 zieht sich 'ne dicke Line Unglück
und reißt seine dunkelschwarzen Augen auf

Dienstag, 11. März 2014

Diese Ungewissheit ist furchtbar


Kleine bunte Pillen und große schwarze Augen
Wochenende für Wochenende
kratze ich mir mit knirschenden Zähnen
den letzten Rest Endorphinschleim
von der verwesenden Großhirnrinde

Ewig leere Mägen
und hektisch schlagende Herzen
Wochenende für Wochenende
renne ich mit weit aufgerissenen Augen
meinen bittersüßen Träumen hinterher

Wummernd dunkle Bässe
und schwitzend tanzende Körper
Wochenende für Wochenende
treffe ich gesichtslose Teilzeitfreunde
für die immer gleichen Scheingespräche

Kollektive Rauschekstase
und gut versteckte Einsamkeit
Wochenende für Wochenende
wächst die Eisschicht um mein Herz
ein paar Zentimeter mehr

Donnerstag, 6. März 2014

Grinsekatze (erster Teil)

Die Grinsekatze hängt mal wieder lachend am Nachthimmel
bleckt ungeniert ihre weißen Zähne
und auch wenn man ihre Augen nicht sehen kann
weiß man doch
sie starrt mit irrem Blick zu uns hinunter
und lacht sich die verdorbene Seele aus dem kleinen Leib

Mittwoch, 5. März 2014

7 uhr / Ich schlafe ein

Neben dem Bett
liegen die geleerten Weinflaschen
der letzten Nacht
und nach und nach
fallen blutrote Tropfen
auf den verstaubten Holzboden

Die Zimmerdecke rotiert
draußen zwitschern die Vögel
das Telefon klingelt
der Postbote schellt an der Tür
und ich verstecke mich
traurig lächelnd
in dunklen Träumen

Dienstag, 4. März 2014

Abgestürzt und aufgeklatscht

Ich werd die Schmerzen
nie vergessen können
und trotzdem
ziehe ich demütig den Hut
vor all den großartigen Momenten
die mich dieses Leben
hat erleben lassen

All die fantastischen Gestalten
die mir auf meiner Reise
am Wegesrand begegnet sind
und auch wenn es nicht so aussieht
ich denke oft an euch
meine lieben Freunde

Ausgespuckt und ausgekotzt

Ich presse meine gelben Zähne aufeinander
und meine spröden Lippen platzen auf
ein faltiges Grinsen strahlt
dem funkelnden Himmel entgegen
der unbeeindruckt davon
weiter seinen schützenden
blauen Mantel über uns legt

Die golden glühende Frühlingssonne
und das warme zwitschern
der bunten Vögel
vor meinem kleinen Fenster
lassen nach und nach
das Eis in meinem Hirn
schmelzen
und bittere Sturzbäche
von eiskaltem Gletscherwasser
strömen nach und nach
aus meinen trüben Augen
während ich lache
und über die Wiese schlendere
und mich frage
wieso ich so lange
nicht mehr geliebt habe.

Sonntag, 2. März 2014

Frührente

Die Gesprächsthemen
von mir und meinem Großvater
schwanken zwischen
seinen paranoiden Wahnvorstellungen
undurchsichtigen Arbeitsaufträgen
und absurden Vorwürfen.
Dabei hatte ich den wirren alten
doch irgendwann mal
so furchtbar gern.
Und da wundert man sich noch
dass man
nicht alt werden will.

Samstag, 22. Februar 2014

Nicht immer aber jetzt

Wenn alte Narben bluten
drehe ich mich benommen im Kreis
und versuche mich an dein Gesicht zu erinnern

Donnerstag, 20. Februar 2014

Sommerzeit Traurigkeit

Zwei im frühmorgendlichen Vorstadtstau
vor einer roten Ampel
zum Stehen gekommene Kleinwagen
hupten unmittelbar nacheinander

Die Tür
der Dorfbäckerei am linken Straßenrand
flog ohne Vorwarnung auf
und ein grauhaariger Mann
begann mit schlenkernden Beinen
den Bürgersteig entlangzuhasten

Die Fahrertür
des vorderen von beiden Wagen
öffnete sich
und ein mit Ketten und einer Uhr
behangener Frauenarm winkte wackelnd
dem Grauhaarigen hinterher

Und obwohl
die Ampel längst auf grün umgeschlagen war
schien niemand
aus der sich frisch gebildeten Autoschlange
hinter der winkenden Dame
sie auf dieses Ereignis hinweisen zu wollen

Der rennende Mann
sprang, die winkende Frau ignorierend
in seinen schräg auf dem Bordstein geparkten
grauen Mercedes
dessen Warnblinklicht kurzzeitig
den Kampf gegen die strahlende Morgensonne
aufgenommen und kläglich versagt hatte

Kurz danach
öffnete sich die Bäckerstür erneut 
und ein weiterer, etwas korpulenterer 
Herr mit lichtem Haar lehnte sich
stirnrunzelnd und dem Mercedesfahrer hinterherblickend
aus dem Laden

Dieser befand sich
mittlerweile schon wieder ganz entspannt
den Bürgersteig entlangschlendernd
auf dem Rückweg zur Bäckerei
die Autos hatten sich
der Reihe nach in Bewegung gesetzt
und ich saß bloß sinnlos
in meiner Bushaltestelle herum
und versuchte angestrengt
mich an meinen Traum
von letzter Nacht
zu erinnern.

Montag, 17. Februar 2014

Rolltreppe aufwärts

Die ganze Welt leuchtet golden
alles um mich herum pulsiert
der Wagen rollt über die Autobahn
und irgendwie
bin ich grade
warum auch immer
stolz auf mich

Texte übers Rauchen

Wenn ich nachts
barfuß im Garten stehe
und der langsam aufsteigende
Zigarettenqualm
sich nach und nach
im wolkenlosen Himmel verliert
während das Vollmondlicht
die mich schweigend beobachtenden Bäume
vom Schlafen abhält
dann fühle ich mich
zur genau richtigen Zeit
am exakt richtigen Ort
ein kleines bisschen
verloren