Freitag, 28. April 2017

Sprachverwirrung

Seltsam überkommt mich das Gefühl der Gottverlassenheit,
die schöne neue Wohnung ist so groß und noch so leer,
und mir fehlen ein wenig die Worte.

Freitag, 14. April 2017

Der gordische Knoten

Kurz bin ich heute wieder Gott gewesen –
dann auf dem Heimweg unbeholfen über das Trottoir gestolpert.

Sonntag, 9. April 2017

Hanami II

Ein ungewohnt ruhiger und klarer Samstagnachmittag in Bonn:
Das quadratische Bibliotheksgebäude ragt,
grau-weiß den hellblauen Himmel kontras- sowie kastrierend,
aus diesem doch auch erst erwachsend,
aus ihm hervor,
schneidet sich – seiner selbst so absolut gewiss –
stumm und unbarmherzig, mit tiefen Schnitten durch die blaue Kuppel
(die heut mehr wie eine Leinwand wirkt) und in die Welt hinein.

Auf dem Vorhof des Gebäudes sitzen oder liegen Mädchen,
in kurzen Tops und weiten Hosen, faul auf den Steinplatten herum.
Die Frühlingssonne wärmt die ganze Stadt. 
Eins von ihnen dreht sich zu mir um –
ich werfe eine letzte Hand Studentenfutter in den Mund,
kaue lustlos darauf rum und starre stumpf zurück.
In manchen Straßen fallen Kirschblüten,
der Rhein fließt träge vor sich hin,
manchmal schwimmen Ruderer vorbei.

Mittwoch, 5. April 2017

Auf verlorenem Posten

Wenn wir Begriffe wie ZeichenMetaphysik oder Dialektik verwenden,
dann interpretieren wir die Sphären dieser Welt
grundlegend anders,
als die allermeisten andern Menschen –
und können daher von diesen
weder verlangen noch erwarten
unsere Sicht der Dinge blind zu teilen,
wenn doch jene das diese hervorbringende Werkzeug
weder kennen noch verstehen,
noch dies wollten
oder müssten.