Freitag, 14. Juli 2017

M. B.

Meine verwirrte Najade zieht mich zu sich in den Teich,
mit ihrem traurigsüßen Blick und diesem schmerzhaft schönen Lächeln,
der viel zu großen Nachsicht, für allen meinen Schwachsinn.

Mache ich auch sonst ein riesiges Theater um meine hochgelobte Einsamkeit,
bin ich plötzlich wie entwaffnet, aus Versehen butterweich –
Selbstschutzmechanismen räuspern sich nervös im Hintergrund.

Und ich bin mittlerweile ehrlich dankbar, für die Bücher, für den Tee
und dieses eine wundervolle Mädchen, dessen Wohlergehen mir derzeit
einfach nicht egal sein kann.

Sechstes Semester

Die Eule der Minerva wird ungeduldig mit den Jahreszeiten, scharrt hektisch mit den Krallen,
kündigt das Ende eines Lebensabschnitts an.
Und bevor sie ihren Flug beginnt, versuche ich, so gut es geht, die Stadt, in der ich bin,
zu katalogisieren, in Gänze zu verstehn;
die neu gefund'nen Freunde – trotz immergleicher Axt im Kopf – als solche wertzuschätzen,
ehe jeder seiner Wege geht, wir alle ganz erwachsen sind.

Donnerstag, 6. Juli 2017

Trying to remember - trying to forget II

Heute kann ich ehrlich lachen, sodass die Falten im Gesicht sich freundlich kräuseln – ganz einfach, weil ich weiß, das alles musste halt so sein, hat alles seine Richtigkeit, macht letztlich meine Freiheit, und ja, auch meinen Frieden aus.
Auch wenn viel zu viele Jungs von früher mit den Jahren was auch immer wurden, hoffnungslose Kinder unsres kleinen Heimatdorfs, wo man mit vierzehn Jahren schon am absoluten Nichts zerbricht, sich irgendwie Sinn suchend in der Großstadtnacht verliert oder schwarzäugig auf der immergleichen Parkbank sitzend, durch die dicken Sonnenbrillengläser in Richtung Sonnenaufgang starrt, während der  Ton von Deutschrap über Handyboxen und laut zischendem Billigdosenbier kurz – viel zu kurz – auf jede Frage eine Antwort weiß.

Trotz allem bin ich dankbar für die Zeit: Nichts war mir je und wird mir je so wichtig sein. Auch wenn wir, wenn wir uns morgens in der Disco sehn, uns beinah auf die Fresse haun – ganz einfach, weil diese Art zu leben ganz selten nur ein gutes Ende nimmt.
Und während die Stadt vor dem Fenster in der Dunkelheit wie eingefroren scheint, kritzel ich eilig ein paar Zeilen aufs Papier, versuche mich, so gut es geht, an alles zu erinnern, will nichts von alledem vergessen – will das Sein an sich zu schätzen wissen.