Der Samstagabend zerläuft im Herbstbeginn. Mein bleicher
Körper wächst am Laken fest und ein letzter Rest verirrter Sommerwärme, der
laut Kalender längst ins Nichts gehört, steht stur und stumm im kleinen Raum herum. Einsamkeit streckt zaghaft ihre Fühler
aus, kratzt nervös die gräulich weiße Wand entlang. Leere Weinflaschen, aus
einer meterdicken Staubschicht Richtung Zimmerdecke ragend, erscheinen als Glasturmlabyrinth, sperren alles Denken
ein. Ich liege ruhig bei mir und atme langsam vor mich hin.
Straft mich die Schlaflosigkeit nun mit ewig gleichem Krankenbett?
Straft mich die Schlaflosigkeit nun mit ewig gleichem Krankenbett?
Nein, denn manch einer wäre vielleicht versucht, dieses Trauerspiel
als Moment der Klarheit zu bezeichnen,
in dem die ganze Welt sich kurz zusammenzieht, nur einen Atemzug lang greifbar
scheint. Einzig möglich durch den ausgeleerten Geist, die abgeblühten Trümmerfelder. Denn erst hier, im Wirklich-Garnichts-Denken-Können, zeigt
sich die Fähigkeit, stattdessen einfach hin-, das heißt: Gänzlich ohne Beiwerk der eigenen Besonderheit, die Dinge, wie sie sind zu sehen.
Doch sieh, selbst das ist nur ein Schein. Denn im scheinbar bloßen
Hinsehen, verliert der Sehende unweigerlich sich Selbst, kommt das zufällig Gesehene
zu Fall, endet grundlos in
der Leere. Und erst jetzt, wo die Katernarben dürftig überschminkt sind, ich erneut
im Alltag stehe, ergeben diese Zeilen Sinn. Das heißt, erst jetzt, wo Du das
liest, gewinnt der Augenblick ein Quäntchen Wert.
Daher bedenke: So schön das Dornenkronenkönigreich gut versteckt im Innern scheint, so sehr bedarf der Mensch
des Andern, ist ganz allein im Bett Rumliegen auf Dauer nichts als einsam Sterben.