Donnerstag, 30. April 2015

Bisschen betrunken

Mein trunkenes Ich flüstert mir schlechte Ratschläge ins Ohr
tippt sich an die schweißdurchnässte Stirn, lacht sich zischend weg
Odradek

Happy Birthday Jakob

In der Luft liegt der Geruch von Collegeblöcken
und ich stehe einfach so
in diesem sterilen Schreibwarenladen herum

Montag, 20. April 2015

Zurück zum Wesentlichen

Über eure künstlich aufgebauschten Lebensläufe
muss ich lachen, manchmal weinen.
Ihr schiebt euch Filme ohne Inhalt,
auf Nichts und wieder Nichts,
dreht euch im immergleichen Kreis,
um leere Litfaßsäulen.

Nichts als ein lebenslanger Totentanz,
geistlos bis ins Grab -
inmitten all des Plastiks,
all des Glitzers,
gibt es keinen Sinn.

Und während ich
Tag ein, Tag aus
die Leere aus dem Leben,
das Nichts aus meinem Kopf
verdränge
sitzt ihr lachend da
vor einer weißen Wand
und gebt euch beidem hin,
gebt euch grundlos auf.

Ich kann es nicht verstehen,
betrachte diese Welt
versunken in mir selbst -
in meinem Kopf ein Kellerloch.

Und mein Mädchen wartet wie so oft
in dem kleinen Besucherzimmer,
an dem kaputten Holztisch sitzend,
eingerahmt von moosgrünen Wänden,
flackernden Neonröhren,
und braungrau gesprenkeltem Linoleumboden -
lächelt mich durch trübes Milchglas traurig an,
weil sie weiß,
dass das bisschen Herz, das mir verblieb
zwar für sie schlägt,
doch tief in meiner Brust
ziellos schwimmt und trunken schwankt -
um den drohend gluckernden Abfluss tanzt.

Mittwoch, 15. April 2015

Metapher für meine verkorkste Sicht auf die Welt

Das Problem mit meiner Lebensplanung ist, dass ich einfach noch nie Interesse daran hatte klarzukommen. Wenn überhaupt, dann passiert mir das gelegentlich aus Versehen. Es ist halt einfach erträglicher am Nullpunkt zu sein und sich einreden zu können, wie viel besser es jetzt wäre, hätte man eine der vielen ''letzten Kurven'' noch gekriegt (die unendlich bevorstehenden blendet man in solchen Momenten gerne aus). Macht man jedoch den Fehler, zu versuchen, eine dieser vielen ''letzten Kurven'', eine Ausfahrt von der kreativen Autobahn direkt ins ereignislose Durchschnittsleben zu nehmen, wird man alsbald feststellen, dass man dort weder die ultimative Lösung aller vorherigen Probleme, noch so etwas wie allumfassende Zufriedenheit mit dem Leben als Mensch antreffen wird.
Und jetzt stehst du dort, mit beiden Beinen im Leben, diesem widerwärtigen Sumpf der dich sicherlich nicht kampflos wieder ausspucken wird und willst dir selbst und deinen Mitmenschen allen Ernstes erzählen, dass nach all den Jahren des vergeblichen Planens, den dutzenden gescheiterten Versuchen, den unerträglichen Anstrengungen die du auf dich genommen hast um dich aus deinem selbstverschuldeten Elend zu erheben, du nachts in deinem Keller sitzt und heimlich darüber nachdenkst, dass ja vorher eigentlich auch alles gar nicht so schlecht war. Nein, das willst du nicht.
Dann lebst du so ein bisschen vor dich hin, ist ja auch nicht gerade anstrengend, so ohne Höhen und Tiefen, oder Erlebnissen, von denen man irgendwem erzählen wollen würde, denn du weißt genau, dass es niemanden, nicht mal dich selbst interessiert, dass du jetzt vegan bist, täglich Tee trinkst, joggen gehst, beim Radfahren einen Helm trägst, jeden Abend meditierst und herausgefunden hast, wie man das beste Bärlauchpesto kocht.
Das Unbehagen dass du bei der Aufzählung dieser Dinge spürst, ist vollkommen gerechtfertigt. Wie kann man nur so ignorant sein und trotz des bevorstehenden eigenen Todes, seine Zeit mit solchem Schwachsinn verschwenden?
Und so schleicht sich die Leere in dein Leben. An genau dieser Stelle trennt sich die Spreu vom Weizen: Während die einen tatsächlich aufgeben und gefangen in diesem wohlig warmen Wattebausch den Rest ihres Lebensersatzzustandes verbringen, fangen die andern irren Höllenhunde an zurück in Richtung Einsamkeit zu kriechen. Unterstützt von motivierenden Rufen von Freunden und Familie, die ihr vollstes Verständnis für diese Entscheidung zum Ausdruck bringen und dir versichern wie gerne sie sich dein Gejammer auch in Zukunft wieder anhören werden.
Hat man sich dann unter schwersten Selbstzweifeln und mit von Gewissensbissen zwickenden Waden zurück an den Nullpunkt gekämpft, wird man dort angekommen unmittelbar feststellen, dass die schön beleuchteten, kleinen warmen Häuschen, mit ihren gepflegten Vorgärten, aus denen man gerade in letzter Sekunde entfliehen konnte, von hier draußen betrachtet ziemlich einladend aussehen.

Montag, 13. April 2015

Birkenpollenallergie

Der Baum in meinem Garten
ist mir so viel lieber
als die meisten aller Menschen
und ich schau' gerne dabei zu
wie der Wind die kahlen Äste
nach vorn und hinten biegt

Dann stehe ich am Fenster
werde seltsam ruhig;
denn es ist so schrecklich schön
ein paar Sekunden still zu sein.

Mitten in der Nacht
lieg' ich schweigend wach
und hör' den ersten Blättern
bei ihrem Rauschen zu.

Sisyphos ist froh, dass er nicht ich sein muss

Außer rumliegen und Texte schreiben
ab und zu mal feiern gehen
gibt es einfach nichts zu tun

Wenn so wie jetzt die Sonne scheint
kommt es manchmal vor
dass ich verwirrt im Garten steh
um kurz nachzusehen
ob es die Welt vor meiner Tür
auch weiterhin noch gibt

Ob ja, ob nein, ich weiß es nicht
ist mir auch egal
ich schau mich um und blinzle kurz
geh dann wieder rein

Ein Tag folgt auf den andern
ohne dass etwas geschieht
und ich geb mir keine Mühe
daran etwas zu ändern
warum sollt ich auch?

Im Endeffekt ist mir egal
was um mich rum passiert
ich schau mir selbst beim Leben zu
und denke mir:
''bis hierhin lief's ganz gut''

Seit ein paar Jahren geht das schon
und wenn ich ehrlich bin
dann glaub ich auch es wird so bleiben
ganz simpel, ohne Sinn

Freitag, 10. April 2015

Grüße gehen raus an alle auf dem absteigenden Ast

Mach halt wie du meinst
Ich werd nicht sagen lass den Scheiß
Wir sind einfach keine Kinder mehr
Du musst schon wissen was du tust
Bist langsam alt genug
Auf eigenen Beinen zu stehen
Und wenn's nicht klappt
Dann ist das so
Dann komm halt damit klar
Mir selber geht's seit Jahren so
Spar dir dein Gelaber
Guck mich nicht so an
Fuck wie siehst du aus?
Leg dich endlich hin
Schlaf dich ein mal aus
Ich kenne deine Krisen doch
Kenne dich dein Leben lang
Die Hälfte der Familie tot
Einfach weg
Unter der Erde
Ich mach mir Sorgen du gehst drauf
Und so wie's aussieht
Geh ich davon aus
Falls du dich nicht mehr änderst
Vergisst wie man das macht
Kann ich dir nicht helfen
Bete heute Nacht
Ich muss in zehn Jahren nicht sagen
Mein kleiner Bruder hat sich umgebracht.

Donnerstag, 9. April 2015

Die scheiß Vögel sollen endlich die Fresse halten

Immer öfter schleicht sich, wenn der Mond am höchsten steht, der Tod in meinen Garten,
klopft an meine Scheibe und singt mit schiefer Stimme polnische Volkslieder.
Dann steht der alte Bastard einfach so im Blumenbeet und lächelt mich dumm an.
Manchmal tut er mir leid, weil ich ihn warten lasse.
Dann streife ich mir den Bademantel über, krieche vor die Tür und wir rauchen ein paar Kippen zusammen.
Er sagt mir jedes Mal, er hätte selten so einen Spinner wie mich kennengelernt.

Montag, 6. April 2015

Kurz vor Tagesanbruch

Früh am Morgen
sehen die Tannen im Garten
am schönsten aus.
Eine Minute
bevor die Sonne
beginnt zu scheinen,
zehn Sekunden
bevor der Rausch
der vergehenden Nacht
an ihren Strahlen erstickt.

Diese Sommermomente
dauern ewig
und auch
wenn der Tod auf der Veranda sitzt,
sich hämisch in sein Fäustchen lacht,
lass' ich mich nicht stören -
und lach' ein bisschen mit ihm.

Zweitausendzwölf

Es ist mir
aufgrund meiner Art zu sein
nicht möglich
mich aus der Abhängigkeit zu erheben
und alles
was mir bleibt
ist der staubig sandige Vorgeschmack
von Einsamkeit

Ich habe kein Sand im Getriebe
ich bin sand-getrieben,
liege nackt im Wasser,
doch kann den Dreck nicht abwaschen -
er ist längst in mir.