Donnerstag, 26. Januar 2017

Deprimiert Sein

Wenn es mir schlecht geht, zittern meine Arme komisch
und ich werf immer alles um,
schütte beim Versuch zu trinken Wasser auf mein Shirt
und Wasser ins Gesicht,
fühl mich dann ob dessen doppelt dumm.
Hab es letztlich neulich und dann heute
aus Versehen fertiggebracht,
meine beiden über alles geliebten,
handgetöpferten japanischen Tonteetassen zu zerstören,
auf die, wenn schon nicht auf mich, aufzupassen
ich mir doch geschworen hatte,
auf deren Boden sich schon eine so unendlich schöne
Patina gebildet hatte,
Jahre des Teetrinkens nacherzählend.

Und ich trinke zu viel und schlafe zu wenig,
träume nichts als kranken Kram –
bin trotzdem dankbar für jede Empfindung,
jeden einzelnen Gedanken –
alles so viel besser als das Nichts.

Ich und die Andern IV

Ich wär so gern einfach ein großes dürres blondes Mädchen,
das traurig, verängstigt und zitternd im Bus steht
und dabei schrecklich schön aussieht.

Dienstag, 24. Januar 2017

Ich und die Andern III

Und ich kämpfe jeden Tag bis zum Erbrechen –
liege dabei doch nur regungslos im Bett;
die Wohnung voll mit Müll, in der Spüle dreckiges Geschirr;
das Aufbäumen kostet Kraft –
es ist alles andere als leicht für mich,
in den Bereich von meinem schrägen Ich
durchzudringen,
im Ansatz zu empfinden, was ganz unten,
was ganz innen,
kreucht und fleucht und tobt.

Und ich war nicht so naiv und dachte
ich könnt Dich retten –
doch es ist so unerträglich fad zu wissen:
Alles wie gehabt / nichts mehr wie es war:
Du machst durch und ich mach durch /
nur Du halt ohne Mich und ich dann ohne Dich;
und dann sitzt man irgendwo
und denkt nicht recht und fühlt nicht recht,
klebt ewig auf der Stelle fest.

Und mein gestörter Geist dreht sich
im immergleichen Kreis,
hängt fest am immergleichen Quatsch –
dem Sex, dem Speed und diesem Augenblick,
in dem zwei völlig isolierte Seelen
dann doch zu einer Einheit wurden,
die heut noch wie ein Fels
im Zentrum meiner Welt
rumsteht,
auf Brust und Herz eindrückt.

A.) Weltschmerz, künstlich aufgebauscht;
B.) untragbare Jesus-Manie-Schübe, in denen ich mich
bis zum Grunde meines Seins auflöse und
als nichts als reines Mitgefühl
vor Trauer über alles und Trauer über nichts
unrettbar in mir selbst ertrinke, in der Tragik dieser Welt versinke;
C.) völlig isolierter Soziopathiewahnsinn, nichts empfindend als Verachtung
für alles was ich bin und jemals war und werde hätte sein gekonnt –

und das aller aller Schrägste ist, die Synthese aus dem drei,
das, was ich dann letztendlich bin:
Der Gedanke, die Gewissheit:
Ich weiß ich weiß ich weiß, weiß von ganzem Herzen:
Ich leb dieses Leben nicht zum ersten Mal,
bin in Wahrheit tausend Jahre alt.

Und ich glaube nicht an Gott,
glaub nicht an die Vernunft,
glaub am allerwenigsten an mich –
und trotz allem gilt:
Ich leb dieses Leben nicht zum ersten Mal,
weiß, dass das alles hier kein gutes Ende nimmt.

Ich und die Andern II

Plötzlich finde ich mich wieder, in diesem absoluten Zustand
der Selbst-Genügsamkeit –
wenn ich auf zu viel Kaffee und
zu viel Nikotin,
durch die ULB schwebe, vier-fünf Stunden Hegel lese,
dabei selbst nicht weiß warum
und darüber denke, wie schön es ist, sich kurz mal
aufzulösen und Eins zu werden, mit der Welt
und all ihren Bewohnern –
beim Schlafen träum ich wieder, mein Narrativ geht langsam weiter.

Samstag, 14. Januar 2017

Erwachsen Sein II

Das Nicht-Schreiben-Können pocht im Hirn wie ein Tumor
Wieder im Nachtzug Richtung Köln, das Braungrau der Sitze
Potenziert die Übelkeit – Ich bleibe Ich, trotz allem, komme nicht aus meiner Haut.