Montag, 26. September 2016

Des grundlos Gewordenen müde werden

Das weiße Blatt Papier vor mir schweigt mich höhnisch an,
das Knacken tief im Hinterkopf übertönt den flüsternden Verstand
und täglich träum ich, traurig lächelnd, einfach aufzusteh'n,
einen schiefen Schritt, den geraden Weg zu geh'n –
doch die Axt im Kopf – mein Dämon, mein Geier, mein Gott 
hackt in maßlos blinder Wut alles, was ich bin,
jeden Teil von meinem Sein, unbarmherzig kurz und klein,
hackt ewig auf mich ein –
wie Plastikkarten auf verschmierte Spiegelscheiben –
versinkt dabei weiter, immer weiter, in gregorsamsahaftem Fiebertraum,
ejakuliert laut lachend, ekstatisch zappelnd, eimerweise blut'gen Schaum –
und Tropfen werden Bäche, werden Flüsse, werden Seen – 
dieser Kataklysmus überrollt den Lebensbaum,
und das niemals Enden dieses Hackens zieht mein lang ersehntes,
viel zu jähes Ende, künstlich in die Länge –
wie Prometheus am Kaukasus, mit gebundenen Händen,
rennt mein kindliches Ich der Hure Kunst in ihre buntbemalten Fänge;
und jetzt wühlt sich dieses Miststück, tausend bodenlose Tiefen zeugend,
Seele, Herz, Verstand verleugnend, durch meine dicken Dämme –
hinterlässt statt Vincent bloß zerfurchte Gänge,
den letzten, lächerlichen Rest von einem schrägen Leben –
ein Untergrundrhizom verwesungsangefress'ner Schützengräben,
in denen jede noch so ausgestreckte Hand,
jeder noch so gut gemeinte Rat,
so ungewollt wie ungehört versinkt,
während mein gesamtes Ich,
samt seiner wirren Welt, im
alle Tiefen füllenden, alle Ufer überfließenden Blut unrettbar ertrinkt.

Der liebende Jesus jagt Dämonen in unschuldige Schweine

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Freitag, 23. September 2016

Matjesfilet und Salzkartoffeln

»Ich glaub, ich nehm das Lachsfilet«, ruft der sein Haar zu einer gelbblond triefend nach hinten gekämmten Tolle- sowie einen Anzug tragende, klein gewachsene BWL- oder Jura-Student, in so dermaßen quäkend bellendem Ton in Richtung Mensa-Menü-Anzeigetafel, dass ihm der vergoldete Rahmen seiner Prada-Brille nervös auf der Nase herumtanzt.

Freitag, 16. September 2016

Kraków

Ich muss ständig daran denken, wie ich in Krakau feiern war
und dieser dürre Junge in seinem Erbrochenen zusammensank,
während das viel zu hübsche Mädchen aus Manchester –
mit diesem krankhaft bösen Blick
und den langen schwarzen Haaren –
Videos davon drehte, herzenskalt darüber lachte;
sich danach Drinks von mir ausgeben ließ,
die, weil wir in einem Touristenclub gewesen sind,
viel zu teuer waren;
letztlich dann doch da blieb, um für den vollgekotzten Typ zu sorgen,
statt mit mir in den nächsten Club zu gehen.

Mittwoch, 14. September 2016

Gregorsamsahafte Missgeburt

Wenn es Dich kurz zum Lächeln bringt,
dann schneid ich mir die Adern auf,
mir macht das alles nichts,
bin ich doch gar kein guter Mensch,
bloß gut darin, Dich verliebt anzulächeln,
ganz so, als wär ich harmlos, mit meinen blauen Augen,
den tiefen schwarzen Rändern.

Innerlich so merkwürdig verwahrlost,
krieche wie ein dreckiges Insekt am Boden,
verstecke mich verstört in schwarzen Schatten.

12. September

Niemand, außer meinem Bruder,
kann verstehen, was mir Pützchens Markt bedeutet –
wieso ich Kirmes so sehr liebe –
mich zwischen sich prügelnden Assis,
dem wirren Geschrei verrauchter Ansagerinnen
und den blinkenden Glühbirnen
der durch die Nacht wirbelnden Fahrgeschäfte
beinahe so geborgen fühle,
wie damals, sonntagmittags,
im stark verrauchten Kellerclub.

Und schon wieder,
rot markiert, im vollgekritzelten Kalender:
ein Todestag –
zwei Jahre ist es heute her.

Bloß schade, dass in meinem schrägen Kopf
derselbe kranke Wahnsinn tobt,
der Dich in Dein zu frühes Grab gebracht. –
Doch, was will man machen:
Das Feuerwerk knallt prächtig,
neben mir im Dreck ein hübsches Mädchen,
im Rucksack leere Wodkaflaschen.

Montag, 12. September 2016

Przepraszam, Nie mówię po polsku

Jetzt bin ich zurück in Bonn,
der Wodka und die ballernde
Septembersonne
sind geblieben.

Sonntag, 11. September 2016

Sowas wie ein Reisebericht

In Katowice, der hässlichsten Stadt Polens,
dessen ganzer Stolz und einziges Wahrzeichen
eine UFO-förmige Konzerthalle zu sein scheint,
lag ich nachts in einem bunt bemalten
Zweibettzimmer und musste, unentwegt
ins Dunkel starrend, an unser altes Kinderzimmer
in Neunkirchen zurückdenken –
und wie beruhigend es gewesen ist,
Dich auf der gegenüberliegenden Zimmerseite –
genauso wach, genauso verwirrt wie mich –
liegend zu wissen.

Freitag, 9. September 2016

Vortag der Abreise

Langsam bahnt mein Schreiben sich seinen steilen Weg zu meinem wahren Sein:
Ich vergesse mehr und mehr zu essen, werde weniger, steige langsam Richtung Himmel auf,
muss manchmal, wenn ich schlafe, beide Beine mit einer dünnen Schnur am Bett festknoten,
um nicht vom An-die-Zimmerdecke-Stoßen aufgeweckt zu werden,
trage immer meine engste Jeans, den weitesten Pullover –
verliebt in meine Schwäche, Traurigkeit, dieses Dornenkronenreich:
Hinter trüben blauen Augen, vor der Außenwelt versteckt –
einem zerfall'nem Luftschloss gleich, das, so fern jeder Idee von Stärke, Großmut, Ehrlichkeit
ungehindert in sich selbst versinkt,
dabei doch trotzdem zum Heulen viel gefüllt mit Liebe ist,
sodass ich bis heute nicht verstehe, wie ich sie zeigen soll, ohne dass es mir die Brust zerreißt.

Die Großstadtnacht zerbeißt mein Herz, spuckt Blut und Sehnen auf Asphalt,
die Straßenbahn fährt unbeirrt, so als ging es sie nichts an, durchs dicke dichte Schwarz,
Hochhausfassaden schweigen traurig und der Mond, der alte Bastard, schaut gierig lächelnd zu.

Donnerstag, 8. September 2016

Wrocław

An meinem vorletzten Abend in Breslau habe ich eine Gruppe von 19-33 betrunkenen,
blonden, deutsch-deutschen Münchner Abiturienten auf ihrer Abschlussfahrt kennengelernt,
die alle Max, Marie, Julia, Hermann oder Friedrich hießen
und den Tag über in einem KZ verbracht hatten,
was sie aber, wie sie – neben einigen geschmacklosen Witzen über Farbige –
erzählten, weniger schockierte,
als der Unfall, dem sie wenige Stunden zuvor beigewohnt hatten:
Ein ein braunes Hemd tragender
und anscheinend unter Amphetamineinfluss stehender Fahrer
war, aus Richtung Westen kommend,
mit seinem Mercedes und geschätzten neunzig Stundenkilometern gegen einen
Laternenmast gefahren, woraufhin dieser –
also der Laternenmast, nicht der Mercedes –
nach rechts hin, einem ahnungslosen Passanten auf den Kopf fiel, woraufhin dieser –
also der Kopf, nicht der Passant –
laut knackend, Blut verspritzend, aufsprang,
auf Gerüsten stehende Bauarbeiter applaudierten amüsiert,
zwei Streifenwagen fuhren ungerührt vorbei,
der Fahrer verließ verwirrt den Wagen –
kam dann wenig später wieder –
wollte noch sein Handy aus den Trümmern bergen,
doch die mittlerweile eingetroffene Policija
winkte bloß müde lächelnd ab –
ansonsten passierte weiter nichts.