Dienstag, 24. Januar 2017

Ich und die Andern III

Und ich kämpfe jeden Tag bis zum Erbrechen –
liege dabei doch nur regungslos im Bett;
die Wohnung voll mit Müll, in der Spüle dreckiges Geschirr;
das Aufbäumen kostet Kraft –
es ist alles andere als leicht für mich,
in den Bereich von meinem schrägen Ich
durchzudringen,
im Ansatz zu empfinden, was ganz unten,
was ganz innen,
kreucht und fleucht und tobt.

Und ich war nicht so naiv und dachte
ich könnt Dich retten –
doch es ist so unerträglich fad zu wissen:
Alles wie gehabt / nichts mehr wie es war:
Du machst durch und ich mach durch /
nur Du halt ohne Mich und ich dann ohne Dich;
und dann sitzt man irgendwo
und denkt nicht recht und fühlt nicht recht,
klebt ewig auf der Stelle fest.

Und mein gestörter Geist dreht sich
im immergleichen Kreis,
hängt fest am immergleichen Quatsch –
dem Sex, dem Speed und diesem Augenblick,
in dem zwei völlig isolierte Seelen
dann doch zu einer Einheit wurden,
die heut noch wie ein Fels
im Zentrum meiner Welt
rumsteht,
auf Brust und Herz eindrückt.

A.) Weltschmerz, künstlich aufgebauscht;
B.) untragbare Jesus-Manie-Schübe, in denen ich mich
bis zum Grunde meines Seins auflöse und
als nichts als reines Mitgefühl
vor Trauer über alles und Trauer über nichts
unrettbar in mir selbst ertrinke, in der Tragik dieser Welt versinke;
C.) völlig isolierter Soziopathiewahnsinn, nichts empfindend als Verachtung
für alles was ich bin und jemals war und werde hätte sein gekonnt –

und das aller aller Schrägste ist, die Synthese aus dem drei,
das, was ich dann letztendlich bin:
Der Gedanke, die Gewissheit:
Ich weiß ich weiß ich weiß, weiß von ganzem Herzen:
Ich leb dieses Leben nicht zum ersten Mal,
bin in Wahrheit tausend Jahre alt.

Und ich glaube nicht an Gott,
glaub nicht an die Vernunft,
glaub am allerwenigsten an mich –
und trotz allem gilt:
Ich leb dieses Leben nicht zum ersten Mal,
weiß, dass das alles hier kein gutes Ende nimmt.