Dienstag, 10. April 2018

Wir sind (klassenlos)

Atlas Stigma brennt ihm in den Händen,
ist mit der Zeit zu seinem Fleisch und
Blut geworden. –
Der von Anfang an Verstoßene.

Die Straßenbahn kriecht durch die Stadt,
in der der Frühling hektisch tobt,
Sonnenstrahlen fallen durch die Fenster,
bedecken Wachsmaskengesichter:
Alles flackert rot und weiß und schwarz und schmiert,
bunt blinkend, blitzend, im Augenblick
verschwindend, allzu fieberhaft verträumte Bilder
auf die Leinwand dieses Nachmittags.

Und plötzlich platzt sein Wolkenschloss,
sodass er – aus wirren Phantasien fallend –
ungefragt und unbeholfen
Bestandteil dieser Szene wird,
nackt, gerupft und glitschig auf den
dreckverschmierten Boden schmilzt.

Der Rest der Welt indes läuft ungerührt
in Richtung immergleichem Nichts,
alles äußere vernichtend,
als die Maschine, die er ist.
Und so zeigen sich die Blicke –
wie auf Webteppichen fließend –
tiefe Furchen in die Welt reinschneiden:
Das unverwandte Starren, mit dem sie ihn betrachten,
seitdem sein kranker Geist sich dreht.

Und Atlas badet in dem Augenmeer,
lässt sich kraftlos treiben,
von dem Rattern und Flackern und Zucken
und findet sein Zuhause
für einen Atemzug
im Bewusstsein der Wahrheit,
dem Schicksal des Fremden,
im wohlig warmen Einsamsein.