Dienstag, 8. März 2016

Die letzten Winterwochen sind irgendwie immer auch die komischsten

Keine Perspektive mehr,
stattdessen nur noch
Brett vorm Kopf;
nicht mal Lust zu schreiben,
der Stift zittert widerwillig
in meiner grauen Hand;
das Gekrakel auf dem Blatt;
der Schlamm in meinem Hirn;
die Dinge vor der Tür:
alles ohne Sinn;
versinkend,
in wirr sich vermischendem
Nebel;
feinkörnigem Treibsand;
kilometerweiten Hochhausfassaden
oder sonstigen Billigmetaphern,
die das Scheitern der Verbalisierung,
des Scheiterns des Lebens an sich
verzweifelt zu versinnbildlichen versuchen;
Worte fließen einfach weg,
verlaufen nach und nach im Nichts,
diesem ewigen Nemesis;
diesem hinterhältig
selbst noch dem vielversprechendsten
Anfang innewohnenden,
unausweichlichem Ende vom Lied;
diesem über meinem Kopf schwebenden -
und dennoch
mich erst einzig
und überhaupt antreibenden
Damoklesschwert;
verschwinden einfach so
im unbegrenzten Geist;
ertrinken ungehört
im grausam weißen Strahlen,
des leeren Blatts Papier;
die Lunge kollabiert,
der sich langsam
selbst zerquetschende
Körper,
weiß nicht mehr wohin,
findet keinen Kanal;
keine Fluchtroute nach außen,
für die bis zum Zerreißen
gesteigerte Anspannung
und in Fieberbrand stehende
Verwirrung,
in jeder Faser seiner selbst;
jeder unnütz dahinvegetierenden Fettzelle;
jedem noch so winzigen Hautpartikel
und jedem repetitiv sich wiederholenden,
kläglich scheiternden Versuch,
einen Gedanken zu denken,
nicht hinauslaufend auf:
,,dein Hirn ist Matsch - gib endlich auf''.
Andauernde Magenkrämpfe,
pulsierende Kopfschmerzen und
das Gefühl vor Schwindel kotzen zu müssen,
als wäre ich besoffen
und übermüdet
an eine nie enden wollende Achterbahn gebunden,
die beschallt von Karnevalsmusik
ihre Runden auf dem AfD-Parteitag dreht.
Unruhig geht die Welt zu Grunde -
selbst mein ewiges Imbettrumliegen
wirkt so seltsam hektisch,
dass der Typ von nebenan
nachts schweißgebadet wachliegt,
und Fingernägel fressend,
heulend seine Wand anschreit,
ich soll doch bitte endlich klarkomm'n,
er hält das nicht mehr aus.
Ansonsten regt sich nichts,
der Himmel immer grau,
ab Abend dann meist schwarz;
wenn überhaupt etwas geschieht,
dann, dass der Regen anfängt
oder endet
auf den Bordstein vor dem Haus zu fallen.
Ich gehe selten vor die Tür -
also alles wie gehabt;
das Zimmer totenstill,
bis auf Kühlschrank oder Lüftung,
deren konstant leises Summen
munter hin und her oszilliert
zwischen angenehm und
monoton -
eigentlich das Schönste momentan.
Nachts sind alle Straßen leer;
das Treppenhauslicht aus;
ich spreche flüsternd mit mir selbst.