Mittwoch, 2. November 2016

Gedanken zu: Nigel van Wieck - Q Train

Die Straßenbahn schneidet sich unbeirrt den Weg durchs wehrlos dicke Schwarz, schiebt sich ächzend vorwärts, als sei auf dieser Welt bisher nichts anderes geschehen, weiß selbst nicht recht wohin, außer: weiter, immer weiter. Die grelle Liniennummer blinzelt irritiert, erschrickt jede Sekunde ihres Seins, beim Anblick ihrer Tat, leuchtet panisch zitternd auf.
Die Neonröhren flackern träge, lassen rote/gelbe Sitze seltsam braun erscheinen. Die Türen gehen pumpend, schnaubend auf: kurzes, wildes Blinken der Straßenbahn in Richtung Dämmerung, gleich einem letzten, lächerlichen Hilfeschrei. Der Schaffner schreit, so verzweifelt wie verwirrt, in Richtung junger Menschen, sie sollen doch, um Gottes willen, bitte endlich die Lichtschranke räumen.
Die Türen gehen pumpend, schnaubend zu: Die beinahe leere Bahn rattert über den Rhein, während sich am Horizont die letzten dünnen Sonnenstrahlen mit den frisch ins Dunkel sprießenden Neonreklamen zu einem bunten Brei vermischen.
Ist es nicht ein tröstlicher Gedanke, dass, wenn immer wir verstohlen/verliebt eine von diesen, für uns so seltsam schönen Personen betrachten – deren Ausstrahlung uns ganz verzehrt, funkenschlagend alle Schichten dieser Welt durchdringt – einfach, allein schon rein statistisch, eine zumindest geringe Wahrscheinlichkeit besteht, dass irgendwann, oder jetzt gerade, oder später, jemand, irgendwer, uns verstohlen/verliebt anschaut und sich denkt: Ist es nicht ein tröstlicher Gedanke, das[s]... Flackern der Neonröhren schlägt mir hart gegen den Kopf, zieht mich zurück in diese Welt. –  Alles viel zu hell, alles dreht sich, viel zu schnell. Die Scheiben beschlagen, kaum Luft zum Atmen. Viel zu viel getrunken. Der Textblock fällt zu Boden. Der Bahnwaggon rotiert.