Mittwoch, 17. August 2016

ÜBER-sICHt II

Je später diese Nacht wird, desto stärker schwankt mein Ich-Begriff,
zwängt mich kreidebleich, verwirrt, in dieses elende Prokrustesbett,
hackt an den Rändern ab, was übersteht, hilflos in den Raum reinragt;
Wolkenstürme schwarzer Raben zappeln irre durch den Raum,
kann seit einundzwanzig Jahren nicht mehr trennen: Bin ich wach – ist das ein Traum?

Plötzlich steigt die Sonne auf, der Himmel schwindsuchtblau,
der Vollmond atmet panisch aus, erstirbt zu Luft und Staub,
das Bürogebäude auf der anderen Straßenseite wacht leise atmend auf,
würgt gurgelnd wimmernd Bäche graugefärbter Menschen aus.