Montag, 26. September 2016

Des grundlos Gewordenen müde werden

Das weiße Blatt Papier vor mir schweigt mich höhnisch an,
das Knacken tief im Hinterkopf übertönt den flüsternden Verstand
und täglich träum ich, traurig lächelnd, einfach aufzusteh'n,
einen schiefen Schritt, den geraden Weg zu geh'n –
doch die Axt im Kopf – mein Dämon, mein Geier, mein Gott 
hackt in maßlos blinder Wut alles, was ich bin,
jeden Teil von meinem Sein, unbarmherzig kurz und klein,
hackt ewig auf mich ein –
wie Plastikkarten auf verschmierte Spiegelscheiben –
versinkt dabei weiter, immer weiter, in gregorsamsahaftem Fiebertraum,
ejakuliert laut lachend, ekstatisch zappelnd, eimerweise blut'gen Schaum –
und Tropfen werden Bäche, werden Flüsse, werden Seen – 
dieser Kataklysmus überrollt den Lebensbaum,
und das niemals Enden dieses Hackens zieht mein lang ersehntes,
viel zu jähes Ende, künstlich in die Länge –
wie Prometheus am Kaukasus, mit gebundenen Händen,
rennt mein kindliches Ich der Hure Kunst in ihre buntbemalten Fänge;
und jetzt wühlt sich dieses Miststück, tausend bodenlose Tiefen zeugend,
Seele, Herz, Verstand verleugnend, durch meine dicken Dämme –
hinterlässt statt Vincent bloß zerfurchte Gänge,
den letzten, lächerlichen Rest von einem schrägen Leben –
ein Untergrundrhizom verwesungsangefress'ner Schützengräben,
in denen jede noch so ausgestreckte Hand,
jeder noch so gut gemeinte Rat,
so ungewollt wie ungehört versinkt,
während mein gesamtes Ich,
samt seiner wirren Welt, im
alle Tiefen füllenden, alle Ufer überfließenden Blut unrettbar ertrinkt.